Der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still entdeckte ca. 1875 die Prinzipien der Osteopathie. Sie dient dem Erkennen und Behandeln von Funktionsstörungen. Dazu nutzt sie eigene Techniken, die mit den Händen ausgeführt werden. Die Osteopathie nimmt jeden Patienten als Individuum wahr und behandelt ihn in seiner Gesamtheit. Sie ist deshalb eine ganzheitliche Form der Medizin.
Ziel der Behandlung ist es, mit ihnen als feinfühlige und jahrelang geschulte Instrumente Bewegungseinschränkungen zu erkennen und osteopathisch zu behandeln.
Unser Organismus besteht aus unzähligen Strukturen, die alle direkt oder indirekt miteinander zusammenhängen. Den Zusammenhang stellen die Faszien her, dünne Bindegewebshüllen, die jede Struktur umgeben und gemeinsam eine große Körperfaszie bilden.
In der Schulmedizin finden die meisten Faszien kaum Beachtung. Für die Osteopathie sind sie dagegen von großer Bedeutung. Denn folgt der Osteopath mit seinen Händen einer Faszie, so gelangt er von einer Körperstruktur zur nächsten. Faszien verbinden auch solche Strukturen, die funktionell nichts miteinander zu tun haben.
Faszien können zudem aus Sicht der Osteopathie Veränderungen übertragen, wie etwa Funktionsstörungen. Dies erklärt, warum Osteopathen oft beobachten, dass Ursachen an einer Stelle oft zu Beschwerden in ganz anderen Körperregionen führen.
Funktionsstörungen können deshalb immer den gesamten Organismus betreffen. Darum behandelt die Osteopathie nie einzelne Beschwerden oder Krankheiten, sondern immer den Patienten in seiner Gesamtheit.
Die Osteopathie beschäftigt sich nicht mit der Behandlung einzelner Symptome, sondern will immer die Ursachen von Beschwerden aufspüren und behandeln.
Ziel einer Osteopathiebehandlung ist es, die Funktionsstörungen und Blockaden, die eine Krankheit herbeiführen, begünstigen oder aufrechterhalten kann, zu lösen und so dem Körper zu helfen, Gesundheit wiederzuerlangen.
Die Osteopathie kann in allen medizinischen Bereichen Anwendung finden, wo funktionelle Störungen die Ursache für die Beschwerden sind. Dabei kann die Osteopathie als erste Maßnahme aber auch begleitend zu anderen medizinischen Behandlungen eingesetzt werden.
Letzteres vor allem dann, wenn es sich um schwere Pathologien, also ernste Erkrankungen, handelt. In jedem Fall ist eine interdisziplinäre Behandlung des Patienten erstrebenswert, um die Gesundung des Patienten zu optimieren.
Nach ausführlicher Anamnese erfolgen Diagnose und Therapie mit den Händen. Der Osteopath kann bei der Untersuchung das menschliche Gewebe Schicht für Schicht ertasten. So spürt er Bewegungseinschränkungen und Spannungen auf, die er mit speziell für die Osteopathie entwickelten Techniken behandelt.Eine osteopathische Behandlung dauert durchschnittlich 50 Minuten.
Der Körper kann etwa zwei bis drei Wochen lang auf eine osteopathische Behandlung reagieren. Jede neue Therapiesitzung wird individuell auf die Symptome des Patienten abgestimmt. Der genaue Verlauf ist jedoch von dem Einzelfall abhängig.
In Deutschland erfolgt die Ausbildung teilweise an Hochschulen auf akademischem Niveau, teilweise an privaten Schulen, dies sowohl grundständig als auch in Teilzeit berufsbegleitend. Sie richtet sich an Ärzte, Heilpraktiker und Physiotherapeuten.
Da die Osteopathie in Deutschland als Heilkunde gilt, darf sie nach der aktuellen Rechtslage nur von Ärzten oder Heilpraktikern praktiziert werden.
Andere Berufsgruppen müssen die Heilpraktikererlaubnis erwerben und sind auf die Tätigkeit im Rahmen Ihres Grundberufs beschränkt. Die grundständige Ausbildung richtet sich an Personen mit Hochschulreife, die während ihrer Ausbildung auf die Heilpraktikerprüfung vorbereitet werden.
Seit 2011 wird an der Hochschule Fresenius in Zusammenarbeit mit dem Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V. das erste grundständige Osteopathie-Studium in Deutschland angeboten.
Textquelle: VOD e.V. Bundesvertretung der Osteopathen in Deutschland